Ein neues Podsystem schickt sich an, den Dampfermarkt zu erobern. Die Firma Joyetech bringt vorraussichtlich im September mit der Exceed Edge einen weiteren Spross der Exceed Serie auf den Markt. Im Gegensatz zur Exceed D19, welche mit einer etablierten Bauweise aus Tank und Akkuträger aufwartet, handelt es sich bei der Edge um ein sogenanntes Pod-System.
Joyetech ist seit Jahr und Tag einer der großen Player auf dem Dampfermarkt. Wenn nicht sogar der größte und bekannteste.
Durch die Etablierung des 510er Gewindes konnte sich die Firma große Marktanteile sichern und trug auch zur Standartisierung des heute gängigen Anschlusses bei.
Wie fast alle Hersteller sitzt Joyetech in Shenzhen. Schon in der Vergangenheit waren für Geräte von Joyetech Design und Innovation ein großes Thema.
So auch bei der Exceed Edge.
Rennwagen oder Schwangeschaftstest?
Als Vorlage für das Design des handlichen Gerätes wurde der Aufbau eines Rennwagens gewählt. Die Edge sieht entfernt nach dem Chassis eines Hochleistungs-Rennwagens aus. Oder halt, wie für mich, der von Motorsport so viel Ahnung hat wie eine Robbe von Quantenphysik – wie ein Schwangerschaftstest.
Zwar kommen auch bei der Exceed Flüssigkeiten zum Einsatz, jedoch im Gegensatz zu Schwangerschaftstests glücklicherweise nur herkömmliche Liquids.
Die kleinen Pods fassen 2ml des bevorzugten Saftes und schaffen dank der großen Löcher im Coil auch Premium Liquid mit den Mischungsverhältnissen 70/30 oder 80/20.
Empfehlenswert ist dies jedoch meiner Meinung nach nicht, da Premium Liquids fast immer extrem süß sind und somit die Lebensdauer der Coils stark verringern.
Gedampft wird bei 1,2 Ohm und etwa zehn bis vierzehn Watt, was gerade die MTL Fraktion sehr glücklich machen dürfte.
Für meine Definition von MTL ist der Zug jedoch viel zu leicht und ein Verstellen der Air Flow ist nicht möglich. Referenz für MTL ist und waren immer Kayfun und Flash-E-Vapor und gegenüber diesen zieht sich die Edge einfach viel zu luftig.
Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er MTL oder DL mit dem Gerät dampfen wird. Beim DL Dampfen jedoch wird die Edge sehr heiß und es ist mühseelig, mehrere Sekunden langsam an dem Gerät zu ziehen.
Coils wohl höchstens zweite Wahl
Die Coils sollten, bei normalen 50/50 Liquids, welche nicht zu süß sind, wahrscheinlich drei bis vier Wochen halten. Dieser Durchschnitt hat sich im Laufe der Zeit und durch meine Erfahrungen mit vergleichbaren Geräten herauskristallisiert.
Leider war dieser Zeitraum für zumindest einen der Coils in meinem Test wesentlich geringer. Nach ungefähr 10 ml 50/50 Liquid schmeckte der erste Coil schon kokelig.
Bei genauerer Betrachtung konnte ich sehen, dass die Watte im Coil ab Werk sehr unsauber verlegt war, was auf einen Poroduktionsfehler schließen lässt.
Enttäuschend, wie ich finde, gerade bei einem komplett neuem Gerät macht dies skeptisch. Ob dies ein öfter auftretender Fehler ist, wird sich beim Nachkauf der Coils zeigen. Ich erinner mich mit Grauen an manche Chargen von SSOCC Coils von Kangertech, wo von fünf Coils gerade einmal zwei die ersten Tage überstanden.
Der zweite Coil läuft nach über einer Woche und guten 40 ml jedoch tadellos.
Bei einem momentanen Onlinepreis von fünf bis acht Euro pro Packung (fünft Coils) lässt sich das zwar verschmerzen, ist jedoch unnötig teuer.
Welches Material für die Drähte benutzt wird, ließ sich nicht herausfinden. Ich gehe jedoch von Kanthal aus, da die Größe der Coils und die Drahtdicke bei diesem Widerstand auf Kanthal schließen lässt.
Feuertaster schick aber zickig
Befüllt werden die Pods übrigens über ein kleines Loch an der unteren Seite, welches über einen Gummistopfen verschlossen wird. Normale Befüllspitzen wie von 10ml Flaschen passen ohne Probleme. Dickere Spitzen, wie von Gorilla Flaschen, gehen aber auch noch gerade so.
Das Gerät selbst liegt dank der schnittigen Form sehr gut in der Hand und hat ein angenehmes Gewicht. Die Verarbeitung wirkt hochwertig und robust; der Lack, als ob er einiges ab können wird.
Auch die Größe ist mit knapp elf Zentimetern recht kompakt.
Der Feuertaster ist hierbei fast die komplette untere Seite, was ich persönlich beim Dampfen eher störend empfinde. Eine Zugautomatik oder ein kleiner Knopf hätten es auch und vielleicht sogar besser getan.
Durch die große Fläche und den leichten Druckpunkt feuerte mir das Gerät mehrfach schon beim Herausholen aus der Westentasche los.
Sicher, es gibt auch eine Locking Funktion, diese schalte ich bei so kleinen Geräten aber eher nicht ein – schließlich sollen gerade diese schnell einsatzbereit sein. Hier ist meiner Ansicht nach noch Spielraum für Verbesserungen.
Am unteren Ende befindet sich der altbekannte micro USB Port zum Laden und eine LED, welche über leuchten oder blinken den Ladestand der verbauten Batterie angibt.
Ist die LED dauerhaft leuchtend, so ist die Batterie zwischen 100% – 60%. Danach beginnt sie zu blinken, bis sie bei 9%-0% sehr schnell blinkt. Spätestens jetzt sollte ein passendes Ladegerät genutzt werden.
Welches zum Einsatz kommt, ist relativ egal. Ob Handy-Ladegerät oder PC, alles ist möglich. Solange beim Laden eine Stromstärke von 1000 mAh bzw. 1A nicht überschritten wird.
Flacher Geschmack und schlechtes Fazit
So schön und handlich die Edge auch ist, ein wichtiger Faktor führte letzten Endes dazu, dass sie in meinem Test durchfiel: Der unterdurchschnittliche Geschmack.
Was nützt einem eine noch so durchdachte Technik und Design, wenn das Dampferlebnis schlecht ist?
Als Referenz für den Geschmack habe ich den Berserker Mini MTL RTA, eine JustFog Minifit, eine Lynden Vox und einen Kayfun Prime genutzt. In allen Geräten hatte ich das Liquid Epic mit 6mg Nikotin.
Beim direkten Vergleich viel die Edge hier leider gnadenlos durch. Der Geschmack ist sowohl als MTL oder DL extrem flach, der Nikotinflash so gut wie nicht vorhanden.
Das Dampfen fühlt sich sehr ungewohnt an und beim DL Betrieb neigte die Edge zum Spritzen und Siffen. Meiner Ansicht nach liegt dies an der Zwitterhaftigkeit der Edge ansich.
Im MTL war selbst die MiniFit, ebenfalls ein Podsystem, besser und der Geschmack intensiver.
Im DL Betrieb stach die Vox die Edge ebenfalls aus und war auch wesentlich angenehmer zu ziehen.
Für Nutzer, die keine Referenz haben, ist die Edge sicher ein gutes Gerät und auf diese Zielgruppe scheint Joyetech auch abzuzielen. Für Einsteiger und weniger anspruchsvolle Dampfer, die sich nur periphär mit der Technik auseinandersetzen wollen, also ein Produkt welches eine Chance verdient.
Alle anderen sollten ihr Geld lieber in ein anderes Gerät investieren.
Dampfe für Autofreaks: https://www.vapers.guru/2018/07/04/augvape-v200-box-und-templar-rda/
Innovativer Winzling: https://www.vapers.guru/2018/01/28/testsieger-winziger-allrounder/
Exceed Edge von Joyetech
Pros
- Handliche Bauweise und schönes Design
- Leicht zu befüllen
- Wenig Expertise und Einarbeitung nötig
- Fast alle Liquids dampfbar
Cons
- Extrem flacher Geschmack
- Ungünstiger Feuertaster mit zu leichtem Druckpunkt
- Coils scheinbar nicht sehr robust und schlecht verarbeitet
- Weder MTL noch DL tauglich - Zwitterwesen, das in beiden Lagern schlecht abschneidet
Sebastian Hackauf
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