header-advert

E-Zigaretten: Bericht der britischen Regierung

Public Health England hat am 04. März 2020 ihren inzwischen sechsten Bericht zur E-Zigarette veröffentlicht.

Unter dem Titel „Dampfen in England: Aktualisierung der Beweise, inklusive Schwangerschaft und psychische Gesundheit“ übt die Gesundheitsbehörde scharfe Kritik an der Desinformation der Bevölkerung.
Der Report umfasst 217 Seiten. (Link unten)

Bereits der erste Bericht war 2015 eine Sensation. In ihm bewertete PHE die Gesundheitsgefährdung durch E-Zigaretten mindestens 95% geringer als durch Tabakzigaretten. Dafür wurden über 300 weltweite Studien analysiert.
Im Jahr 2018 bewertete die Behörde das Krebsrisiko durch E-Zigaretten mindestens 99,5% geringer als durch das Rauchen.

Wer ist PHE?

Das Gesundheitssystem in Großbritannien unterscheidet sich stark vom deutschsprachigen Raum.

Der Bericht der staatlichen Gesundheitsbehörde PHE 2020

Es ist das NHS, das National Health System.
Das untersteht dem Gesundheitsministerium direkt, gesetzliche Krankenkassen gibt es nicht. Krankenhäuser sind beispielsweise im staatlichen Besitz, die Beiträge werden wie Steuern direkt eingezogen und Ärzte rechnen mit dem Staat ab.

Public Health England ist das ausführende Organ des Gesundheitssystems. Es beschäftigt mit seinem Budget von knapp fünf Milliarden Euro auch Wissenschaftler und betreibt eigene Forschung.

Im Unterschied zum System der Krankenkassen in Deutschland hat die britische Regierung also ein unmittelbares Interesse daran, die Kosten niedrig und die Bürgerinnen und Bürger gesund zu erhalten.

Welche Informationen liegen dem Report zugrunde?

Grundsätzlich hat PHE Zugriff auf die Patientendaten und alle Informationen des Gesundheitsministeriums.
Darüber hinaus hat PHE auch die Daten der Stop Smoking Services (siehe unten) und der MHRA, der Zulassungsbehörde für Medikamente und Gesundheitsprodukte.

Ausgewertet wurden auch sechs landesweite, repräsentative Erhebungen und natürlich internationale, wissenschaftlichen Forschungsergebnisse.

Hinweis

Der Bericht nimmt starken Bezug auf die angebliche Lungenepidemie in den USA.
Eine Erklärung zum Verständnis vorab:

Im August des vergangenen Jahres häuften sich Lungenerkrankungen bei Konsumenten in den USA.
Die Berichterstattung in den Medien sprach grundsätzlich nur von Schäden durch „die“ E-Zigarette.
Doch es war schnell klar, dass es sich nicht um handelsübliche E-Zigaretten handeln konnte. Denn es wurden ausschließlich Vorfälle in den USA gemeldet.

Nach bemerkenswertem Zögern haben inzwischen auch die US Behörden offiziell eingeräumt, dass die Vorfälle Tocopherylacetat zur Ursache hatten.
Dieses war als Trägersubstanz in illegalen Kartuschen mit THC verwendet worden. Die Konsumenten hatten also die Akkus von E-Zigaretten zum Kiffen benutzt.

Das so genannte Vitamin-E-Acetat ist ein nicht wasserlösliches Öl und führt bei Inhalation zu einer so genannten Lipidpneumonie. Es ist u.a. in Deutschland und Großbritannien in E-Zigaretten verboten.
Inzwischen sind 68 Menschen an den Folgen verstorben.
Seit dem rollt eine Verhaftungswelle durch die USA. Es hatte sich gezeigt, dass Gangs das lukrative Drogengeschäft unbemerkt übernommen hatten. (Link unten)

Diese Aufklärung wurde in den europäischen Medien unterlassen, Berichte darüber fanden nicht statt. Die Öffentlichkeit wurde nicht über die tatsächlichen Ursachen informiert. Umsteiger wurden verunsichert und der Markt brach ein.

Aktuelle Ergebnisse: PHE 2020

  • Das Dampfen von regulierten, nikotinhaltigen Produkten beinhaltet nur einen geringen Bruchteil des Risikos des Rauchens.
  • 6% der 11 bis 15 Jährigen haben schon einmal eine E-Zigarette konsumiert. Ältere konsumieren deutlich häufiger als jüngere. Nur 1% der Jugendlichen, die zuvor nicht geraucht haben, konsumieren E-Zigaretten.
  • Der Konsum von Tabakzigaretten unter Teenagern hat sich im Zeitraum von 2011 bis 2018 mehr als halbiert.
  • Seit 2014 ist die Einschätzung der E-Zigarette unter den Jugendlichen „zunehmend entgegen den Beweisen“. Nur noch die Hälfte der Jugendlichen hält Dampfen für weniger schädlich als Rauchen.
  • Nachfüllbare E-Zigaretten sind weiterhin die beliebteste Form der E-Zigarette.
  • In Großbritannien dampfen zwischen 5% und 7% der Erwachsenen.
  • Nur 1% der regelmäßigen Konsumenten hat zuvor nie geraucht.
  • Die Mehrheit verwendet E-Zigaretten, um mit dem Rauchen aufzuhören.
  • Auch bei den Erwachsenen ist die Einschätzung des Gesundheitsrisikos „zunehmend entgegen den Beweisen“. Nur noch 34% halten die E-Zigarette für weniger schädlich. Diese falsche Einschätzung ist vor allem unter Rauchern stark verbreitet.
  • Dampfer geben an, dass eine Einschränkung der Aromenvielfalt sie abschrecken würde und sie zu illegalen Produkten bewegen könnte.

Die Pressemitteilung

Die Pressemitteilung zum Bericht ist auf der offiziellen Seite der britischen Regierung erschienen. (Link unten)
Sie trägt den Titel „Falsche Befürchtungen halten Raucher davon ab, E-Zigaretten zum Ausstieg zu nutzen“.

  • Der offizielle Rat der Behörde lautet weiterhin, dass Raucher von Tabakzigaretten auf E-Zigaretten wechseln sollten.
  • Die steigende Anzahl von Rauchern, die glaubt Dampfen sei schädlicher als Rauchen, ist „besorgniserregend“.
  • Der Bericht warnt davor, aromatisierte Liquids zu verbieten. Das könnte Raucher entgültig davon abhalten, auf die E-Zigarette umzusteigen.
  • Die falsche Einschätzung, E-Zigaretten seien schädlicher als Rauchen, hat während der Welle von Lungenschäden in den USA stark zugenommen. Die Forscher befürchten, dass die falsche Angst vor E-Zigaretten „letztlich Leben kosten wird“.

Kommentare und Presse zum Bericht

Es ist besorgniserregend zu sehen, wie sehr der Ausbruch der Lungenerkrankungen in den USA die Einschätzung der E-Zigarette bei Rauchern in UK verändert hat. Sicherheitsängste hindern Raucher am Umstieg und lassen sie so auf einem Pfad Richtung jahrelanger Gesundheitsschäden und frühem Tod zurück.

Prof. Dr. John Newton, Director PHE, 04.03.2020

E-Zigaretten sind weit weniger schädlich als Rauchen, welches jeden Tag 220 Tote in England verursacht. Unser Rat bleibt daher für jeden, der Tabak raucht: Das Wichtigste ist das Rauchen zu lassen und E-Zigaretten können ein effektiver Weg sein, das zu tun.

Prof. Dr. John Newton, Director PHE, 04.03.2020

Das Beste, was ein Raucher für seine Gesundheit machen kann, ist vollständig aufzuhören zu rauchen. Elektronische Zigaretten helfen Menschen aufzuhören und sind eine sicherere Alternative.

Prof. Dr. Chris Whitty, Chief Medical Officer for England (Höchster Regierungsberater), 04.03.2020

Es ist derzeit schwer für Raucher die vielen widersprüchlichen Berichte zum Dampfen und Rauchen zu verstehen. In unserem Bericht präsentieren wir Beweise, dass Dampfen nicht den Rückgang des Rauchens unter Erwachsenen in England unterwandert hat; und bei Jugendlichen hauptsächlich bei denen stattfindet, die bereits mit Tabakzigaretten experimentiert haben.

Prof. Dr. Ann McNeill, Professur für Tabakabhängigkeit, King‘s College London, 04.03.2020

Es gibt über sechs Millionen Raucher in England und Rauchen ist immer noch der häufigste Grund für vorzeitigen Tod und Krankheit, vor allem unter den Schwächsten unserer Gesellschaft. Mehr Rauchern zu helfen aufzuhören ist fundamental, wenn wir die Vision der Regierung einer rauchfreien Gesellschaft bis 2030 erreichen wollen. Und Dampfen wird eine Rolle dabei spielen.

Deborah Arnott, Chief Executive of Action on Smoking and Health, 04.03.2020

E-Zigaretten haben vielen tausend Rauchern in UK geholfen aufzuhören und haben eine wichtige Rolle zu spielen, die enorme Belastung des Rauchens zu reduzieren. Dieser Bericht sollte Raucher beruhigen, deren Einschätzung der Schädlichkeit der E-Zigarette im vergangenen Jahr versaut wurde.

Prof. Dr. Jamie Brown, Professor für Verhaltensforschung und Gesundheit, University College London, 04.03.2020

Mehr als die Hälfte der Raucher in UK glauben nun fälschlicherweise, dass […] E-Zigaretten genauso gefährlich sind wie Tabakzigaretten und diese „falschen Ängste“ halten Raucher vom Umstieg ab.

New York Times, 04.03.2020

Doch dieser [falsche] Glaube ist außerhalb des Rahmens [„out of line“] der Einschätzung von Experten aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten, die schlussfolgern, der Konsum von regulierten, nikotinhaltigen Dampfen ist weit weniger schädlich als Rauchen.

Nachrichtenagentur reuters, 04.03.2020

John Britton, Direktor des UK Centre for Tobacco & Alcohol Studies, fand die Ergebnisse des PHE Berichts „beunruhigend“.

The Guardian, 04.03.2020

Liquid Aromen sollten nicht verboten werden, sagt Public Health England.

Pharmaceutical Journal, 04.03.2020

Die Dampferkrise in den US hält britische Raucher vom Umstieg auf E-Zigaretten ab.

Daily Mail, 04.03.2020

Was nach diesem Bericht klar ist: Es gibt keinen Beweis, dass irgendwer besser damit fährt zu rauchen als zu dampfen.

British Loung Foundation (Britische Lungen Stiftung), 04.03.2020

Desinformation in Deutschland

Auch PHE sagt in seinem Bericht mehrfach, dass die Langzeitfolgen des Dampfens noch nicht geklärt sind. Und dass Menschen, die nicht rauchen, auch nicht anfangen sollten zu dampfen.
Doch die Gewichtung ist eine völlig andere als in der verzerrenden Debatte und medialen Berichterstattung hierzulande.

Gesundheitsorganisationen, Medien und Wissenschaftler stellen im deutschsprachigen Raum in Ihrer Argumentation regelmäßig die möglichen Folgen und fehlenden Langzeitstudien heraus. Das verschleiert die enorme Verminderung des Risikos gegenüber dem Rauchen von Tabak. Denn die ist auch ohne Langzeitstudien längst unwiderlegbar.
Man diskutiert über den unteren Prozentbereich und theoretische Grundlagen und unterlässt die Einordnung der tatsächlichen Relationen. Das führt zu der Desinformation der Raucher und der Öffentlichkeit, die von PHE scharf kritisiert wird.

Hinzu kommt, dass Interessensvertreter und Gesundheitsexperten ständig den Jugendschutz thematisieren. Doch alle Zahlen zeigen deutlich, dass es keinen so genannten Gateway gibt.
Das hatte Prof. Dr. Linda Bauld von der Universität Stirling anhand der Auswertung der Zahlen von über 60.000 Schülern bereits 2017 bewiesen. (Link unten) Sie ist inzwischen an der Universität Edinburgh, bei der Organisation Cancer Research UK und Mitherausgeberin des PHE Berichtes.

Wie die Recherche von VAPERS.GURU in den vergangenen Jahre inzwischen zeigt, wird dies durch die Pharma- und Gesundheitsindustrie bewusst so argumentiert. Entgegen der wissenschaftlichen Beweise. Es geht um Lobbyismus und Framing.
Die E-Zigarette gefährdet den lukrativen Markt der Rauchentwöhnung und auch den Milliardenmarkt der Behandlung der Folgeschäden durch das Rauchen.

Die britische Regierung geht vollkommen anders mit der E-Zigarette um.
Bei der jährlichen Kampagne „Stoptober“ wird die E-Zigarette nicht nur offiziell als Umstiegsmittel beworben. Sie ist seit 2017 das mit Abstand beliebteste und erfolgreichste Mittel für den Ausstieg. Weit vor Nikotinpflastern und Psychopharmaka.

Darüber hinaus gibt es die Stop Smoking Services, die nicht nur Ärzte mit Informationsmaterial versorgen. Sondern auch eigene Filialen und Hotlines unterhalten. Bei ihnen kann jeder Bürger kostenfrei um Unterstützung bitten. Auch sie empfehlen offiziell die E-Zigarette.

Großbritannien hat inzwischen die geringsten Raucherzahlen, seitdem diese überhaupt erhoben werden.


Bericht im Original (Guru Server): https://www.vapers.guru/wp-content/uploads/2020/03/PHE2020.pdf
Pressemitteilung der britischen Regierung: https://www.gov.uk/government/news/false-fears-preventing-smokers-from-using-e-cigarettes-to-quit
Vom Konstruieren einer Epidemie: https://www.vapers.guru/2020/02/10/vom-konstruieren-einer-epidemie-teil-1/
Lobbyarbeit in Deutschland: https://www.vapers.guru/2020/03/03/schulterschluss-der-gesundheitslobby-ausmerzen-der-e-zigarette/
Gateway widerlegt: https://www.vapers.guru/2017/09/01/studie-widerlegt-gateway/